Mauterndorf zeigt den Weg: Leicht- und Metallverpackungen seit 31 Jahren erfolgreich vereint

Am 1. Januar 2025 wird in ganz Österreich ein einheitliches System zur Sammlung von Leicht- und Metallverpackungen eingeführt. Die Gemeinde Mauterndorf im Lungau setzt dieses System bereits seit 31 Jahren erfolgreich um und kann damit anderen Gemeinden als Vorbild dienen.

Abfallberater Peter Pagitsch mit Martha Rausch. Heute (links) und bei der Einführung des Gelben Sacks 1993. Foto (c) VKS


Die Geschichte der Abfalltrennung in Österreich reicht bis in die späten 1970er Jahre zurück, als die ersten Weichen für ein modernes Abfallwirtschaftssystem gestellt wurden. Haushalte begannen, Glas und Altpapier getrennt zu sammeln – ein Schritt, der schnell zur Selbstverständlichkeit wurde. Ein bedeutender Meilenstein folgte im Jahr 1993 mit dem Inkrafttreten der Verpackungsverordnung, die vorschrieb, dass alle Verpackungen getrennt gesammelt werden müssen.

Peter Pagitsch zeigt den Infofolder aus dem Jahr 1993. Foto (c) VKS

Pilotprojekt Lungau

In der Gemeinde Mauterndorf und imgesamten Lungau stellte sich Mitte 1993 die Frage, wie diese neue Verordnung am besten umgesetzt werden könnte. Als eine der ersten Regionen Österreichs initiierte Mauterndorf das Pilotprojekt „Gelber Sack“, bei dem Kunststoff- und Metallverpackungen gemeinsam gesammelt wurden.

Peter Pagitsch, der damals wie heute die Abfallberatung im Lungau leitet, erinnert sich: „Wir haben zwei Systeme getestet – eines, bei dem die gesammelten Leicht- und Metallverpackungen direkt bei den Haushalten abgeholt wurden, also der Gelbe Sack, und eines, bei dem die Bevölkerung die Verpackungen zu Sammelinseln bringen musste. Der Gelbe Sack wurde im Ortsteil Ledermoos getestet, die Gelbe Tonne im Ortsteil Steindorf.“

Peter Pagitsch (links) mit Altbürgermeister Wolfgang Eder. Foto (c) VKS

Um die Bevölkerung umfassend zu informieren, wurde eine Bürger:innenversammlung einberufen und anschließend jeder Haushalt persönlich besucht. Nach mehreren Wochen der Testphase kristallisierte sich heraus, dass der Gelbe Sack besonders gut angenommen wurde. „Es gab weniger Fehlwürfe als bei den Sammelinseln, und die Akzeptanz in der Bevölkerung war deutlich höher. Somit entschieden wir uns, den Gelben Sack im gesamten Lungau einzuführen“, berichtet Pagitsch.

Wolfgang Eder war damals Bürgermeister in Mauterndorf. Eder erinnert sich: „Die Einführung des Gelben Sacks war für uns damals sehr spannend. Es gab viele Fragen und somit auch einen großen Aufklärungsbedarf. Peter Pagitsch, damals junger Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsverbandes Lungau, hat dabei großartige Arbeit geleistet. Er konnte sowohl die Bevölkerung als auch die Bürgermeister:innen im Lungau überzeugen. Anfang 1994 war der Gelbe Sack in allen Gemeinden eingeführt.“

Martha Rausch setzt auch in ihren Appartments auf Abfalltrennung. Foto (c) VKS

Eder kann sich heute kaum vorstellen, wie die Abfallwirtschaft ohne den Gelben Sack funktionieren würde. Natürlich gab es anfangs Skepsis. Fragen wie „Holt der Fuchs sich den Abfall aus dem Sack und liegt dieser dann im Wald herum?“ oder „Beginnt es nicht zu stinken?“
wurden damals genauso gestellt wie heute. Doch wie man aus über 30 Jahren Erfahrung mit der gemischten Sammlung von Leicht- und Metallverpackungen weiß, waren diese Bedenken unbegründet.

Von Anfang an dabei

Eine der ersten Bewohner:innen in Mauterndorf, die den Gelben Sack überreicht bekamen, war Martha Rausch. Rausch führte damals eine Pension mit Zimmern und Apartments. Sie erinnert sich: „Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Bis ich siebzehn war, hatten wir praktisch keinen Abfall – alles wurde verwertet. 1975 begann ich mit der Gästepension, und ab da wurde Abfall ein großes Thema. Ich war von Anfang an froh, dass das Abfalltrennen im Lungau eine wichtige Rolle spielte, und das galt auch für den Gelben Sack.“

Aufklärung hält sie für äußerst wichtig: „Was gehört wohin? Das wurde uns damals bei den persönlichen Besuchen und durch Broschüren genau erklärt. Diese Informationen waren sehr wichtig, auch für die Gäste, und deshalb habe ich sie immer weitergegeben.“ Peter Pagitsch erinnert sich noch gut an die engagierte Martha Rausch: „Sie kam zu mir und sagte: 'Das ist gescheit, und kosten tut er auch nix, der Gelbe Sack.'“

Dieser Aufkleber bekamen 1993 Gelbe Säcke, die falsch befüllt waren. Foto (c) VKS

Gemeinsame Sammlung als bürgernahes System

Das Beispiel Mauterndorf zeigt eindrucksvoll, wie erfolgreich die gemeinsame Sammlung von Leicht- und Metallverpackungen im Gelben Sack ist. Die anfänglichen Bedenken, wie Geruchsbelästigung, Befall durch Ungeziefer oder Anlocken von Nagetieren oder Mardern, haben sich durch die jahrzehntelange Praxis als unbegründet erwiesen. Stattdessen hat sich die gemeinsame Sammlung im Gelben Sack als effizientes und bürgernahes System etabliert, das die Mülltrennung deutlich erleichtert und die Recyclingquoten erhöht. Mit der Umstellung auf ein einheitliches System am 1. Januar 2025 folgt nun ganz Österreich diesem erfolgreichen Modell, das zeigt, wie wichtig Aufklärung und Akzeptanz in der Bevölkerung für den Erfolg solcher Maßnahmen sind. Der Gelbe Sack steht nicht nur für eine einfache Lösung, sondern auch für den langfristigen Erfolg einer nachhaltigen Abfallwirtschaft in Österreich.

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