Karton – So viel Hightech steckt in Deiner Verpackung
Die Herstellung von Wellpappenrohpapier, dem Ausgangsmaterial für jede Kartonschachtel, ist ein hoch technischer Prozess – bei dem sogar Weizen eine Rolle spielt.
Wer früh morgens von Seebenstein in Niederösterreich Richtung Pitten unterwegs ist, kann schon mal in einer Schlange von Lastwagen stehen oder lange vor einem geschlossenen Bahnübergang warten. Warum? Bahn und Lastwagen liefern gerade Altpapier für eine der größten Fabriken zur Herstellung von Wellpappenrohpapier. Und Altpapier ist der Rohstoff für Wellpappenrohpapier. Wellpappenrohpapier ist wiederum das Ausgangsmaterial für jede Verpackung, jede Schachtel aus Karton. Aber wie wird aus Altpapier eigentlich eine stabile Kartonschachtel?
Eine halbe Million Tonnen Altpapier
Reinhard Schrammel von Hamburger Austria Containerboard, einem der größten Papierhersteller in Europa, weiß das und nimmt ÖSTERREICH SAMMELT mit in die Fabrik in Pitten. Der Rundgang beginnt dort, wo auch die Produktion startet: bei der Anlieferung. Täglich werden rund 1.500 Tonnen Altpapier angeliefert, das sind 500.000 Tonnen jährlich – eine gewaltige Menge. „Wir produzieren fast das ganze Jahr über in fünf Schichten, sieben Tage die Woche, 24 Stunden am Tag“, erklärt Schrammel.
25-faches Recycling
Nach der Anlieferung geht es mit Schrammel zur Stofflösung – dort wird das Altpapier mittels Wasser aufgelöst und von Verunreinigungen wie Kunststoff getrennt. Das ist aufwendig; es wird sehr viel Wasser benötigt, und der Papierbrei muss durch eine Vielzahl von Aggregaten mit gelochten und geschlitzten Sieben geführt werden. „Karton ist ein geniales Produkt. Er kann bis zu 25 Mal recycelt werden“, so Schrammel. Sind die Fasern des Altpapiers schließlich zu kurz für die Produktion, werden sie aussortiert.
Nächster Halt: Die Papiermaschine
Mit Schrammel geht es dann weiter in die langgezogene Fabrikhalle, in der die Papiermaschine steht. Die 100 Meter lange und fast 10 Meter hohe Maschine stellt in verschiedenen Schritten aus Papierbrei Wellpapperohpapier her. Auf Bahnen, die vereinfacht gesagt in Schlangenlinien laufen, wird der Brei gesiebt, dann mittels Düsen aufgebracht, gepresst und getrocknet. Das Trocknen des Papiers ist dabei der Herstellungsprozess, der am meisten Energie benötigt – mehr als 80 Prozent davon.
Weizen im Karton
Gleichzeitig veredelt die Maschine die Oberflächen des Wellpappenrohpapiers. Auch erfolgt in der Maschine die Zugabe von Hilfsmitteln, um Eigenschaften wie Stabilität, Bedruckbarkeit oder Nassfestigkeit zu erzielen. Das können Stärke, Farb- oder Füllstoffe sein. Schrammel erklärt: „Wir verwenden Weizenstärke, um die Oberfläche widerstandsfähiger zu machen.“
All das geschieht mit einer Geschwindigkeit von rund 1.000 Metern pro Minute. Am Ende wird das Wellpappenrohpapier auf eine Stahlwalze aufgewickelt und wiegt dabei gut 40 Tonnen. Jede einzelne Rolle wird im Labor der Fabrik auf ihre Qualität geprüft.
Einmal schneiden und lagern, bitte!
Die Rolle wird anschließend geschnitten und vollautomatisch ins Hochlager transportiert. Das Hochlager selbst ist ebenfalls vollautomatisiert. Das System weiß genau, wo es welche Rolle gestapelt hat. Vom Lager aus gelangt das Wellpappenrohpapier zu verschiedenen Herstellern, auch zu Hamburger Containerboard selbst. Dort werden Kartons in unterschiedlichen Größen, bedruckt und unbedruckt, produziert.
Energie und Ressourcen sparen
Die Herstellung von Papier und Karton ist ein sehr komplexer Prozess. Das Auflösen von Altpapier und von Zellulose aus Holz benötigt sehr viel Wasser, die Trocknung sehr viel Energie. Da die Kosten für Energie- und Material immer mehr steigen, sind die Produzenten bemüht, so ressourcensparend wie möglich zu arbeiten. Die Herstellung wird deshalb schon aus wirtschaftlichen Gründen immer umweltfreundlicher.
Tipps: Klima und Umwelt schützen
Als Endverbraucher kann man bei der Verwendung, beim Sammeln, Trennen und mehr viel zum Klima- und Umweltschutz beitragen:
- Richtig entsorgen
Kartons gehören in die Rote Tonne. Dabei ist es wichtig, keine Luft zu sammeln! Falte den Karton also bitte immer so klein wie möglich, bevor er in die Rote Tonne kommt. Wenn Du ein Altstoff- oder Sammelzentrum in der Nähe hast, bring vor allem große Kartons dorthin. Wenn der Karton (gilt auch für Papier) mit Kunststoff beschichtet ist, mache die Zerreißprobe – lässt sich der Karton zerreißen, gehört er in die Rote Tonne. Lässt er sich nicht oder nur schwer zerreißen, gehört er in die Gelbe Tonne/den Gelben Sack.
- Falsche Bestellung?
Wer den Karton vorsichtig geöffnet hat, kann die Retoure darin zurücksenden. Viele Versender verwenden nicht beschädigte Kartons übrigens schon mehrfach für den Versand.
- Aufheben und für eigene Zwecke verwenden
Wer Platz hat, kann sich ein kleines Depot an Kartonschachteln und Versandtaschen anlegen. Das spart Geld und Zeit, wenn man etwas privat über eine Online-Plattform verkauft hat und es verschicken muss oder für das Geschenk an die Omi einen Karton braucht.
- Vermeiden
Der Karton, der Umwelt und Klima am besten schützt, ist der, der erst gar nicht hergestellt werden muss.