Gib deiner Flasche eine zweite Chance!
Aus einer PET-Flasche wird wieder eine PET-Flasche, aus der wird wieder eine PET-Flasche, aus der wird wieder … Ja, das geht! Der Getränkehersteller Vöslauer macht es vor.
So sieht eine Plastikflasche aus, die zu 100 Prozent aus recycelten Flaschen hergestellt wird. Foto (c) VKS
Recycling, Kreislaufwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz – Themen, die fast jedes Unternehmen für sich beansprucht. Ein Logo grün einzufärben oder den einen oder anderen Baum zu pflanzen, reicht aber nicht aus. Das hat der Getränkehersteller Vöslauer in Bad Vöslau, Niederösterreich, schon vor über 20 Jahren erkannt. Seit damals widmet sich Vöslauer intensiv dem Thema Nachhaltigkeit – und das mit Erfolg.
Herbert Schlossnikl, Geschäftsführer der Vöslauer Mineralwasser GmbH, mit einem Rohling aus 100 Prozent Recyclingmaterial. Foto (c) VKS
Bottle-to-Bottle
Die Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe hat bei Vöslauer oberste Priorität. Gemeinsam mit anderen Unternehmen gründet Vöslauer 2006 die PET to PET Recycling GmbH, um einen funktionierenden Bottle-to-Bottle-Kreislauf zu etablieren und die Verfügbarkeit von – qualitativ hochwertigem – recyceltem PET zu garantieren. So soll mit rePET der Kreislauf geschlossen werden und aus einer PET-Flasche wieder eine 100 % rePET-Flasche (recyceltem PET) entstehen. Bereits 2020 stellt Vöslauer sein gesamtes PET-Einweg-Sortiment auf 100 % rePET-Flaschen um.
Blick in die Produktionsanlage bei Vöslauer. Foto (c) VKS
Auch wenn Flaschen den Großteil der Verpackung ausmachen, optimiert Vöslauer auch seine Kisten, Folien und Etiketten. Das Ziel: Bis 2030 soll die gesamte Verpackung, Folien und Etiketten aus 100 % Recycling-Material bestehen oder aus biogenem Ursprung stammen. Und auch jede Getränkekiste soll schon bald zu 100 % in einen Recyclingkreislauf kommen und dadurch immer wieder neugeboren werden.
„Wir suchen nachhaltige Lösungen für alle Materialien, die produziert, entwickelt und verwendet werden. In der Kreislaufwirtschaft spielt nicht nur die Menge an eingesetztem Recyclingmaterial, sondern auch die Recyclingfähigkeit eine wesentliche Rolle. Deshalb setzen wir auf „design to recycle“. Das heißt, bei der Entwicklung wird die Wiederverwertung bereits mitgedacht. So setzen wir konsequent auf Kreislaufwirtschaft“, so Herbert Schlossnikl, Geschäftsführer der Vöslauer Mineralwasser GmbH.
"Im Verpackungsbereich sehen wir das größte Potential zu einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft. Wir konzentrieren uns daher ganz besonders auf eine ressourcenschonende Produktion, den Ausbau des Mehrwegangebotes, eine kontinuierliche Reduktion von Verpackungen, und vermehrtes Recycling sowie den Ausbau des Mehrwegangebotes, wo wir eine Verdopplung der Mehrwegquote von derzeit 20 % auf 40 % bis 2030 anstreben. Mit diesen Maßnahmen tragen wir zu unserem übergeordneten Ziel bei, unsere CO2-Emissionen bis 2030 – im Vergleich zu 2019 – um weitere 28 % zu senken “, sagt Herbert Schlossnikl. (Mehr zur Vöslauer Nachhaltigkeitsagenda 2030)
Mehrweg gehört die Zukunft - auch bei Vöslauer. Foto (c) VKS
Warum Recycling bei Lebensmittel-Verpackungen gar nicht so einfach ist
Aus einer PET-Flasche wird wieder eine PET-Flasche, aus der wird wieder eine PET-Flasche, aus der wird wieder eine PET-Flasche. Das hört sich gut und einfach an. Gut, weil aus gebrauchten Verpackungen wieder neuwertige Verpackungen entstehen, die nicht verbrannt werden (müssen) oder, noch schlimmer, im Wald, im Meer oder auf der Straße landen. Gut, weil dadurch Ressourcen gespart werden. Aber einfach auch? Nein. Denn eine Verpackung für ein Lebensmittel, egal ob ein Getränk, ein Fertiggericht oder frisches Obst, hat sehr strenge Kriterien zu erfüllen.
Mineral ist nicht gleich Mineral. Foto (c) VKS
Lebensmittelsicherheit als Herausforderung
Eine Verwendung von recycelten Kunststoffen in Lebensmittelverpackungen ist damit nur eingeschränkt möglich. Es muss gewährleistet sein, dass keine unerwünschten Substanzen enthalten sind, die eventuell in das Lebensmittel übergehen könnten. Gerüche und Farbe sind ebenfalls ein Problem. Vöslauer hat diese Herausforderungen zusammen mit dem Partner ALPLA gelöst. Die Rohlinge, die im Werk in Bad Vöslau angeliefert werden, erfüllen die strengen Vorgaben.
„Die Herausforderung besteht vor allem darin, stets über ausreichend Material in der für Lebensmittel geforderten Qualität verfügen zu können. Insbesondere in Zeiten niedriger Rohölpreise ist dieses Material teurer als das sogenannte Virgin-Material, aber es ist für Vöslauer eine Frage der Haltung, dennoch konsequent auf recyceltes Material zu setzen. rePET Flaschen haben zudem eine andere Farbe als PET-Flaschen aus Virgin Material oder mit geringerem rePET-Anteil, aber dadurch, dass inzwischen unser gesamtes Sortiment aus 100 % rePET besteht, sind alle Flaschen einheitlich anders und das ist auch Teil ihres Charakters“, erklärt Herbert Schlossnikl.
Abgefüllt, mit Etiketten versehen und foliert - Stationen, die jede Getränkeflasche im Werk von Vöslauer durchläuft. Foto (c) VKS
Vom Rohling zur rePET-Flasche, zur Getränkeflasche
Wie wird aber aus einem Rohling eine Flasche? Nach der Anlieferung werden die Rohlinge auf rund 100 Grad Celsius erhitzt und mit gut 20 Bar „aufgeblasen“. Dieses Verfahren nennt man Steckblasverfahren. Von dort gelangen die Flaschen direkt zur Abfüllanlage. Nach dem Befüllen werden die Flaschen noch etikettiert, verpackt und für den Paletten-Transport fertig gemacht.
„Wir arbeiten ständig und konsequent an weiteren Materialeinsparungen. Zuletzt haben wir die 6x1 l Flasche aus 100 % rePET modernisiert, indem wir Material und Verpackungen reduziert haben. Konkret konnte durch die neue Flaschenform bereits in der Produktion durch die Verwendung leichterer Preformen die beachtliche Menge von 15 % an rePET eingespart werden. Wir arbeiten weiters daran, bei unseren Einwegflaschen eine Mündungsverkürzung zu realisieren, was künftig nochmals signifikant Material einsparen wird“, sagt Herbert Schlossnikl.
Gesammelte PET-Flaschen sind das Ausgangsmaterial für neue PET-Flaschen. Foto (c) VKS
Das kannst du zur Kreislaufwirtschaft beitragen
Ist die PET – oder besser noch die rePET-Flasche also eine „gute“ Verpackung? Oder landen die Flaschen nicht doch am Ende irgendwann im Magen einer Meeresschildkröte? Das zu beantworten ist nicht einfach – das Thema ist komplex und Österreich keine isolierte Insel, wenn es um Recycling, Littering und Klima geht.
Dennoch lässt sich folgendes zusammenfassen:
• PET-Flaschen können recycelt werden und werden dann zu rePET-Flaschen. Aus rePET wird wiederrum rePET. Ist das erfüllt, ist selbst die Einweg-rePET-Flasche weder Umwelt- noch Klima-Killer. Ganz im Gegenteil. Es gilt aber auch: Mehrweg ist besser als Einweg. Denn eine Mehrweg-Flasche aus PET oder rePET kann im Durschnitt bis 15-mal wieder befüllt werden. MEHR ZUM WERTSTOFFKREISLAUF VON VERPACKUNGEN
• Recycling endet und beginnt bei uns, den Konsument:innen. Ja, es braucht funktionierende Sammel- und Trennsysteme, aber ohne die Mithilfe von uns kann der Wertstoffkreislauf nicht geschlossen werden. Landet eine rePET-Flasche im Restmüll wird sie (in Österreich) verbrannt und geht damit für den Recycling-Kreislauf verloren.
SO SAMMELST DU RICHTIG
• rePET und PET hat wie alle Verpackungen Vor- und Nachteile. Den idealen Packstoff gibt es auch bei Getränken nicht. Das deutsche Umweltbundesamt kommt zu dem Ergebnis, dass sich Glas- und PET-Flaschen je nach Einsatzgebiet in der Ökobilanz nur geringfügig unterscheiden und damit beide nachhaltig sind. Für die Bereitstellung von 1.000 Litern Mineralwasser weist die PET-Mehrwegflasche aufgrund ihres geringeren Gewichtes eine etwas bessere Ökobilanz als die Glas-Mehrwegflasche auf.
SO VERMEIDEST DU ABFALL